EmK Geschichte
EmK Geschichte
Quellen - Studien - Mitteilungen. 2/2007
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
verschiedene Studien in diesem Heft beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit Akzenten eines methodistischen Profils. Es geht darum, den besonderen Beitrag> methodistischer Lehre und Praxis im Kontext der in Konfessionen zersplitterten Kirche Jesu Christi herauszuarbeiten. Dabei werden sowohl die historischen Wurzeln der methodistischen Bewegung als auch ihre kontextbezogene (auch kontextabhängige) Weiterentwicklung in Etablierungsphasen wie schließlich auch die aktuelle Situation beleuchtet, kritisch analysiert und reflektiert, um die Schlussfolgerungen für die jetzige Standortbestimmung und Zukunftsplanung der Evangelisch-methodistischen Kirche nutzbar zu machen. Die Hoffnung, auf diesem Wege auch Impulse für die gesamte Christenheit anzubieten und den ökumenischen Prozess weiter zu beflügeln, ist hiermit ebenfalls verbunden.
• Bischof i. R. Dr. Rüdiger Minor war als Pastor der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz
der EmK Dozent für Kirchengeschichte am damaligen Theologischen Seminar der EmK in
der DDR, in Bad Klosterlausnitz (seit 1969 nebenamtlich, ab 1976 hauptamtlich, ab 1984
zugleich Seminar-Direktor), bevor er 1986 zum Bischof der EmK in der DDR gewählt
wurde. 1993 wurde Minor Bischof des Eurasischen Sprengels der Nordosteuropäischen
Zentralkonferenz der United Methodist Church mit Sitz in Moskau, ein Amt, das er bis
2005 inne hatte. Rüdiger Minor verfügt aufgrund seiner breiten kirchlichen Erfahrungen in
Arbeitszweigen der EmK/UMC, zudem in unterschiedlichen internationalen
gesellschaftspolitischen Kontexten (v.a. auch ost-europäischen) über facettenreiche
Einsichten in methodistische Arbeits- und Wirkungsweisen. Er entfaltet und erörtert die
seit Wesleys Zeiten dynamisch entwickelte typisch methodistische Organisationsstruktur,
den Konnexionalismus, in dem sich die Katholizität der Kirche ausdrücke. Er eröffnet
gleichzeitig deren innovative ökumenische und gesellschaftspolitische Dimension als
Chance der Versöhnung und für eine christliche Friedensethik.
• Dr. Helmut Renders, D. Min. ist Pastor der Norddeutschen Jährlichen Konferenz der EmK, derzeit Professor für Systematische Theologie und Kirchengeschichte sowie Sekretär des Zentrums für Wesleyanische Studien an der Theologischen Fakultät der Methodistischen Universität von Sao Paulo/Brasilien. Er untersucht von John Wesley benutzte Begriffe und Begriffsbestimmungen im Zusammenhang der in der Geschichte der Anglikanischen Kirche entwickelten Terminologie eines via media, eine theologische Anknüpfung, die heutige methodistische Theologen und Historiker im Kontext einer Brückenfunktion, die der Methodismus zwischen den Konfessionen wahrnehmen kann bzw. wahrnimmt, gerne argumentativ in den Blick nehmen.
• Professor Helmut Nausner, Pastor i.R. der Jährlichen Konferenz Österreich der EmK, ist den Lesern der EmK Geschichte als Autor von Artikeln zur methodistischen Theologie und Geschichte bereits vertraut (zur Person s. u.a. Editorial in EmKG 27/1, 2006). Er gilt neben seiner publizistischen Tätigkeit als unermüdlicher Übersetzer von englischen Quellentexten, die für den Methodismus im deutschsprachigen Raum relevant erscheinen. Sein Aufsatz in diesem Heft widmet sich der Geschichte der Sozialen Grundsätze bzw. des Sozialen Bekenntnisses der EmK, das in seiner ersten Form bereits vor 100 Jahren verfasst, von der General Conference der Methodist Episcopal Church 1908 angenommen, aber auch von den Schwesterkirchen, wie auch anderen Kirchen in den USA übernommen und rezipiert wurde. Diesen über die Jahrzehnte hin immer wieder entsprechend der gesellschaftspolitischen Veränderungen aktualisierten und theologisch reflektierten Grundsatzaussagen zur christlichen sozialen Verantwortung schenkt der weltweite Methodismus in diesem Jahr besondere Beachtung. Es wird ein neuer Impuls zur Bewusstmachung des wesentlichen Akzents methodistischer Theologie erwartet: des untrennbaren Zusammenhangs von persönlicher und sozialer Heiligung, die es immer wieder neu zu konkretisieren gilt. An einer zeitgemäßen Version eines Sozialen Bekenntnisses, das im liturgischen Rahmen gesprochen oder evtl. auch gesungen werden kann, wird weltweit in Gremien der United Methodist Church gefeilt. Es soll von der alle vier Jahre tagenden Generalkonferenz der UMC, zu der sich in diesem Jahr vom 23. April bis 2. Mai wieder ca. 1.000 Delegierte (Ordinierte und Laien) aus allen Jährlichen Konferenzen weltweit in Fort Worth/Texas versammeln, verabschiedet werden.
• Friedhelm Kober lebt seit 2006 im Ruhestand, nachdem er seinen Dienst als Pastor der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz auf verschiedenen Gemeindebezirken versehen (Zwickau-Planitz, Zwickau, Schönheide, Niederdorf-Lößnitz, Netzschkau), dabei auch acht Jahre als Superintendent die Aufsicht des Zwickauer Distrikts geführt hat. Ferner hat er 15 Jahre als Dozent im Theologischen Grundkurs der Freikirchen in der DDR mitgearbeitet wie auch in der Missionsbehörde und im General Board of Global Ministries der UMC. Er erinnert an einen der prägenden Pastoren der EmK in der DDR, Hans Witzel, der 2008 seinen 100. Geburtstag feiern würde. Biografische Stationen, pastorale Schwerpunkte in der Gemeindearbeit, theologischen Lehre und kirchlichen Gremien werden v.a. auch in Zitaten aus Witzels Lebenserinnerungen deutlich, die dem Autor aus dem Privatbesitz von Witzels Sohn zugänglich gemacht wurden. Es ist biblisch und historisch ertragreich, sich seiner (Kirchen-)Väter zu erinnern, denn nur wer sich erinnert, ist auch lernfähig.
Dieses zweite Heft der EmK Geschichte 2007 erscheint bedauerlicherweise mit deutlicher
Verspätung - ich bitte das zu entschuldigen. Ein Vorzug ist nun allerdings, dass auf diese
Weise auch einige Informationen aus der Jahressitzung des Beirates der Studiengemeinschaft
vom Januar 2008 aufgenommen werden konnten. Hieraus für die Mitglieder der
Studiengemeinschaft v.a. folgende Vorinformation: In diesem Jahr (2008) wird auf eine
150jährige theologische Ausbildung methodistischer Kirche(n) bzw. Gemeinschaften im
deutschsprachigen Raum zurückgeschaut. Aus diesem Anlass wird eine umfangreiche
Festschrift in der Verantwortung der Redakteurin der EmK Geschichte erscheinen. So wurde
vom Beirat der Studiengemeinschaft beschlossen, diese Festschrift als Doppelnummer der
EmK Geschichte. Quellen – Studien – Mitteilung 2008 zu publizieren. Der Konvent des
Theologischen Seminars Reutlingen (FH) hat dem gerne zugestimmt.
In diesem Zusammenhang sei auch auf Folgendes hingewiesen: Vom 5. bis 8. Oktober
2008 findet im Theologischen Seminar Reutlingen (FH) eine Theologische Woche mit
Bibelarbeiten, Vorträgen und Gruppenarbeiten zum Thema Glaube bildet. Bildung als Thema
von Theologie und Kirche statt. In diesem Rahmen wird in einem Festakt am Abend des 7.
Oktober 2008 150 Jahre theologische Ausbildung im deutschsprachigen Methodismus
gefeiert. Neben einer Ausstellung und der Präsentation der Festschrift wird u.a. Prof. Dr. Paul
Wesley Chilcote (Ashland Theological Seminary/ Ohio) den Festvortrag über eine Zeitgemäße
theologische Ausbildung im Geiste Wesleys halten. Weitere Informationen finden Sie hierzu
auf der Hompage des Theologischen Seminars (http://www.theologisches-seminar.de).
Ulrike Schuler
Inhaltsverzeichnis:
Studien
Rüdiger Minor:
Konnexionalismus und Katholizität
Helmut Renders:
Beobachtungen zum Gebrauch der Begriffe balance,
disorder und middle way in den Werken John Wesleys
Helmut Nausner:
Die Entstehung der Sozialen Grundsätze
und Schwerpunkte der Entwicklung seit 1908
Friedhelm Kober:
Hans Witzel (1908 - 1994) - Erinnerung und Würdigung
Kleine Studie
Die EmK und die Leuenberger Konkordie.
Quellen in Ergänzung zum Artikel in EmKG 28/1 (2007)
Zusammengestellt von Karl Heinz Voigt
Rezension
Mitteilungen
1 Aus dem Zentralarchiv
2 Jahrestagung der General Commission on Archives and History
3 Sitzung der Historischen Kommission des Europäischen Rates
4 Jahressitzung des Beirates der Studiengemeinschaft